Die Rohstoff-Pioniere – Wie Deutschlands Tüftler neue Ökoprodukte erfinden
Erdöle oder Metalle – manche Rohstoffe neigen sich früher oder später dem Ende zu und sind aufwendig in der Gewinnung. In Deutschland gibt es wahre Rohstoff-Pioniere – sie wollen diese Ausbeutung der Erde aufhalten.
Bambus statt Metall, Nylon erdölfrei aus Chicorée-Fasern. Rohstoff-Entdecker tüfteln mit nachwachsenden Rohstoffen und versuchen hartnäckig neue Impulse für eine nachhaltige Produktion von Industrie- oder Konsumgüterprodukten zu setzen.
Geschirr aus altem Kaffeesatz? Fahrrad-Rahmen aus Bambus? Nylon-Strumpfhosen aus Chicorée? Das geht. Muss gehen. „Erdöl wird es bald nicht mehr geben, wir brauchen Alternativen. “ Prof. Andrea Kruse von der Universität Hohenheim forscht zu nachwachsenden Rohstoffen. Aus dem Extrakt der Chicorée-Wurzel lässt sich Nylon gewinnen und somit erdölbasierte Nylon-Gewinnung ersetzen. Es muss nur noch marktfähig werden, zB Strumpfhosen aus Chicorée sind dann möglich.
Fahrradrahmen aus Bambus gibt es jetzt schon zu kaufen. Jonas Stolzke und sein Team von my Boo aus Kiel haben es geschafft, aus dem Rohstoff Bambus stabile Fahrradrahmen zu fertigen. „Metalle wie Stahl, Aluminum oder Carbon müssen aufwendig gewonnen und mit viel Energie hergestellt werden. Unser Bambus wächst in Ghana an fast jedem Straßenrand sehr schnell nach und muss nur geerntet werden.“ sagt Jonas Stolzke von my Boo. Bambus-Rahmen haben sogar bessere Eigenschaften, als die Metall-Räder, stellen die Macher von my Boo fest: sie sind stoßabsorbierender. Viele Vorteile also durch Bambus, vor allem aber für die Natur.
Im Harz sind noch heute die Folgeschäden vom Erzabbau zur Herstellung von Metallen zu sehen: große Abraumhalden, verseuchte Böden auf denen nichts mehr wächst. Obwohl hier seit Ende der 80er nichts mehr gefördert wird.
Alternative Rohstoffe lassen sich sogar im Abfall finden. 20 Millionen Tonnen Kaffeesatz sammeln sich jedes Jahr deutschlandweit im Küchenmüll der Cafés an. Julian Lechner von Kaffeeform hat es geschafft als einer der ersten Geschirr aus altem Kaffeesatz zu produzieren, um zB erdölbasierte Kunststoffe zu ersetzen. Aus dem Kaffeemüll wird Granulat gebildet und zu soliden Bechern und Untertassen verarbeitet. Jetzt will er damit auch den massenhaften, umweltschädlichen To-Go-Bechern den Kampf ansagen.
Planet e begleitet Rohstoff-Pioniere, die sich Gedanken machen, wie sie fossile und aufwendig zu gewinnende Bodenschätze ersetzen können, welche nachhaltigen Rohstoffe sich eignen. Dabei ist viel in Eigenleistung zu stemmen, denn die Politik macht hier und da zwar Förderprogramme, doch viele der Rohstoff-Pioniere sind auf sich allein gestellt, müssen sich privat um Mentoren, Unterstützer und Produktionsstätten bemühen, Know-How über den Aufbau von Händlerketten erwerben. Neben ihrem Erfindergeist ist der absolute Wille zum nachhaltigen Produzieren da, der treibt sie an, lässt sie weitermachen.